Mittwoch, 6. April 2011

Reisetagebuch


18.03.2011 Girona

Ich schlafe diese Nacht unruhig und stehe bereits um 06:00 Uhr auf, da meine Anspannung eine weitere Nachtruhe nicht zuläßt. Ich verstaue die letzten Sachen und verzurre meinen Rucksack für den Abflug nach Girona.
Das Wetter ist trübe heute, der Himmel verhangen. Leichter Nieselregen geht nieder.
Nach einem Kaffee nehme ich die Straßenbahn und fahre zum bremer Flughafen, wo ich mir ein
belegtes Baguette und noch einen Kaffee gönne. 

Nach dem Check-In geht’s zum Flieger, der voll besetzt ist. Der Flug ist recht kurz und wir landen um ca.12:30 Uhr im sonnigen Girona. Es ist recht warm, sodaß ich meine Tegenjack im Rucksack verstauen kann.

Mit Barcelona-Bus fahre ich kurze Zeit später nach Girona-Stadt, wo ich mich in Altstadtnähe im Hostal Coll (C/Hortes 24 Tel. 972203086) einquartiere, mein Gepäck ablade und einen ausgiebigen Stadtrundgang beginne.  

In der netten, beschaulichen Altstadt mit mächtiger Kathedrale – sie hat neben dem Peters-Dom in Rom das breiteste Kirchenschiff – und alter Universität schlendere ich umher und genieße die Eindrücke des 1. Tages. Was mich wohl erwartet, wo ich mich doch nicht so recht vorbereiten konnte ? So ohne richtige Wanderkarte, mache ich mir schon Gedanken, ob der Weg gut zu bewältigen ist. 

Etwas ärgerlich finde ich, daß das Hostal mir lediglich ein Doppelzimmer anbieten kann, für das ich als Einzelzimmer den vollen Doppelzimmerpreis bezahlen muß (40,00€). Das kratzt gleich zu Beginn der Reise arg am Budget. Als Trostpflaster bekomme ich vom Wirt in der Hostal-Bar 2 Biere ausgegeben. Erfreulich ist auch ein Bad und ein kleiner Balkon im Zimmer, von dem aus ich die Straße hinunterblicken und das Treiben der Menschen beobachten kann, während ich lecker Schinken und Rotwein verzehre.




19.03.2011 Girona – Villanova de Sau

Am Morgen bin ich schon zeitig wach und mache mich bereits um 07:00 Uhr auf den Weg hinaus aus Girona. Unterwegs treffe ich Arbeiter der örtlichen Straßenreinigung, die mich freundlich grüßen und nach meinem Weg fragen. Einer von ihnen spricht sogar recht gut deutsch. Sie sind nett, bester Laune und wünschen mir einen guten Weg.
 
Da ich am Ortsausgang von Girona keine Hinweise mehr auf den Cami de Sant Jaume oder sonstigen Camino finde, folge ich der Hautstraße nach Salt, wo ich mich zum Rio Ter wende und kurz vor Bescanó wieder auf einen Wegweiser stoße.
Der Himmel ist bedeckt, die Temperatur jedoch angenehm zum pilgern. 
Bis Anglés geht es entlang der Via Verda. Hört sich klasse an, ist aber ein öder, meist sandiger Weg, parralel zur Hauptstraße. Am Weg wir fleißig gebaut, überall stehen Baugeräte rum und das Wandern macht keine rechte Freude.

Um ca. 12:00 Uhr lege ich in Anglés eine ausgiebige Rast ein und versorge mich mit ein Paar Lebensmitteln. Ab hier ist der Weg recht gut ausgeschildert. Es geht zwar immer noch neben der Straße her, die Bautätigkeiten lassen jedoch nach, die Landschaft lenkt etwas ab und es ist nun angenehmer zu laufen.

Es ist etwas 15:00 Uhr und ich sitze irgendwo zwischen La Cellera de Ter und El Pasteral auf einer Bank, verspeise einen Teil des Gekauften und fühle mich gerade sauwohl. Radfahrer und Spaziergänger kommen vorbei – ich bin total entspannt. Ich habe keine Eile und der Tag ist noch lang.
 
Gleich hinter dem Ort El Pasteral geht es nach links über eine Brücke auf die rechte Seite des Rio Ter, wo sich eine imposante Staustufe findet. Es geht weiter auf einer Straße immer am Flußufer entlang. Autoverkehr hat es hier nicht viel, es läuft sich gut. An einer kleinen Brücke überquere ich nochmals den Fluß, um nicht mehr auf der Straße, sondern auf einem Trampelfahrt weiter zu laufen. Das war wohl ein Fehler, denn der Pfad wird immer schmaler bis er ganz verschwindet. Es geht steil bergan durchs Unterholz und ich stehe unvermittelt vor einem hohen Zaun, der eine Stromverteiler-Station umgiebt. So´n Mist. Dafür die ganze Plackerei. Also wieder den ganzen Weg (ca. gefühlte 2 km) zurück zur Straße und auf den „richtigen“ Weg.
 
Von da an ist der Rest dieser Etappe der reinste Höllentrip. Es geht immer weiter die Straße entlang Richtung Sasqueda Stausee, den ich heute jedoch nicht mehr – wie geplant – erreiche, da nun die Dämmerung einsetzt und ich mir rasch einen Platz zum Übernachten suchen muss. Gar nicht so einfach, denn linker Hand geht es meist steil die Böschung zum Fluss hinab und rechts erheben sich Felswände. Gegen 18:45 Uhr entdecke ich links hinter einigen Büschen eine flache Grasfläche neben der Straße, die von dort auch nicht einzusehen ist. Ein perfekter „Campingplatz“. Es ist stockfinster, als ich endlich das Zelt aufgebaut habe und todmüde in meinen Schlafsack krieche.



Im Talkessel liegt Anglès, ein Städtchen mit ca.
5.500 Einwohnern


Verschlafene Altstadtgasse in Anglès




Schöne Aussichten vor El Pasteral


Staustufe des Rio Ter hinter El Pasteral




kurze Rast bevor ich mich im Unterholz verirre



 
Nachdem ich mich im Unterholz am Rio Ter
verlaufen habe, sitze ich erschöpft oberhalb des
Strom-Umspannwerkes und weiß,
hier geht´s nicht  weiter

 
Mein "Campingplatz" für die erste Nacht












20.03.2011 Villanove de Sau – Vic


In der Nacht ist es echt ungemütlich und saukalt. Mein Schlafsack hätte wohl doch etwas wärmer ausfallen können, aber das Packmaß ist halt so ideal.
Morgens um 07:00 Uhr schäle ich mich aus meinem Schlafsack. Die Zelthaut trieft vom Tau. Ich sortiere meine Sachen und baue mit kalten, klammen Fingern das Zelt ab. Gegen 08:00 Uhr ist alles eingepackt und ich mache mich auf den Weg.
Kurze Zeit später erreiche ich die Staumauer des Stausees Pantá de Sasqueda. Jetzt geht es immer und immer oberhalb des Ufers entlang. Erst Straße, dann Sandpiste, dann Waldweg mit allerhand Geröll und umgestüzten Bäumen. Durch herabfließendes Gebirgswasser ist der Weg teilweise arg beschädigt.
Der Weg zieht sich hin, rechts der Stausee, links Felswände. Mir begegnen lediglich einige Mountainbiker und Motorcross-Biker. Ansonsten ist Ruhe am Weg. Möglichkeiten zur Einkehr gibt es nicht. Scheinbar endlos zieht sich der Weg am Stausee entlang, und immer wenn ich denke, ich hätte das Ende bald erreicht, geht es immer noch weiter.
Es ist bereits 16:30 Uhr, als ich die erste Bar hinter dem Flecken Romà de Sau erreiche, wo ich erst einmal ein Bier trinke.

Ich erreiche Villanova de Sau, ein nettes kleines Dorf mit Restaurant, aber ohne Unterkunft für mich und meine müden Beine. Inzwischen ist es schon wieder 18:15 Uhr und ich mache mir langsam Sorgen, wo
ich heute schlafen
werde. Wird sich schon finden. Erst einmal warm essen und kalt trinken. Ich frage die Wirtin, ob es eine 
Unterkunft geben würde und erhalte die ernüchternde Antwort, es gäbe kein Hostal oder Hotel, erst wieder in Ronà de Sau. Aber daher komme ich doch gerade !
 So bestelle ich mir schweren Herzens ein Taxi nach Vic, denn noch eine Nacht bei Temperaturen um den Gefrierpunkt möchte ich heute nicht draußen verbringen.
Kurz vor Ankunft des Taxis trifft ein Pilger im Lokal ein und fragt die Wirtin ebenfalls nach Unterkunft. Benedict, so heißt der junge Mann und ich teilen uns das Taxi (kostet 28,00€) und fahren gemeinsam nach Vic, wo wir uns vom Fahrer an einem Hotel am Busbahnhof absetzen lassen. Benedict handelt den Hotelpreis noch von 52,00€ auf 42,00€ fürs Doppelzimmer runter und wir sind froh, ein Dach über dem Kopf zu haben.
Benedict ist ebenfalls in Girona gestartet und will einige Tage den Cami de Sant Jaume wandern, bevor er Freunde in Barcelona besucht.

Ich bin total „ausgelutscht“ heute, nix geht mehr. Die Schulter und die Fersen schmerzen. Zwei Blasen muss ich auch verarzten. Nicht schlimm, aber ärgerlich trotzdem.

Ich schaue mir noch die hübsche Altstadt von Vic im abendlichen Trubel an und bin ziemlich entzückt. Echt nett hier. Altstadt mit Kathedrale und römischem Tempel. Bei Bier und Entrepà mit Bacon und Käse lasse ich den Abend ausklingen. Komisch, auf dem Camino Francés 2008 war ich immer froh größere Ortschaften meiden zu können. Heute bin ichrichtig froh über den Trubel in dieser Stadt.
Schon zweifle ich, ob ich nach Ankunft in Montserrat noch weiter wandern will, oder lieber von dort nach Barcelona gehe und mir noch ein paar Tage Ruhe und Entspannung gönne, ohne weiter leiden zu müssen.
 
Mittig kann man die Staumauer des Stausees
Pantá de Sasqueda erkennen

 
ruhig liegt er da, der Stausee. Endlos windet er
sich durch die Täler
 
 
Schmelzwasser aus den Bergen unterbricht den
Weg hinab ins Tal

kurze Zeit später ist der Stamm zersägt oder
 überwunden und die Cross-Biker rattern wieder an mir vorbei
Neben der Kirche von Santa Romà de Sau wurde
auch diese kleine Kirche ein Opfer des Stausees
 
Phantastische Ausblicke auf den Stausee, die umliegenden Täler und Berge














Die romanische Kirche Santa Maria de Sau im
Ort Villanova de Sau

Die klassizistische Cathedrale (18. Jh.)
 hat von einem Vorgängerbau aus dem
 11. Jh. den Glockenturm und die Krypta
 bewahrt
 
römischer Tempel in Vic

 
Cathedrale von Vic
  























21.03.2011 Vic – L'Estany

 
Wir stehen um 07:00 Uhr auf, duschen und packen unsere Sachen zusammen, machen uns reisefertig. Benedict hat vor mit dem Bus weiter zu fahren. Wir verabschieden uns voneinander und ich verlasse das Hotel um 08:00 und gehe frühstücken – in einer Buchhandlung.
  
Anschließend marschiere ich los und finde regelmäßig Jakobsmuscheln im Gehwegpflaster, denen ich folge. Leider bemerke ich zu spät, daß ich in die falsche Richtung die Stadt verlasse. An meinem Orientierungssinn muss ich wohl noch arbeiten. Also das Ganze wieder ca. 2,0 km zurück in die andere Richtung und von vorne beginnen. Eigentlich ist der Wegg sehr gut ausgewiesen, nur ich verzettel mich ständig, bin nicht konzentriert genug. 

So ist es schon 13:30 Uhr und ich bin erst in Santa Eulàlia de Ruiprimer, wo ich eine Kaffeepause in einem Straßen-Café einlege und meine Füße lüfte.
Ab hier geht der Camino sich windend, auf Wanderwegen an Berghängen entlang. Meistens nur aufwärts und mit teilweise schönen Ausblicken in die Täler. Das schlaucht ganz schön.
 
Gegen 17:30 Uhr erreiche ich den Ort L'Estany, wo ich in der örtlichen Bar nach einer Unterkunft frage. Es soll die Cal Sabata geben, eigentlich ein Ferienhaus, welches außerhalb der Saison auch an Wanderer für eine Nacht vermietet wird. Ich begebe mich dorthin und betätige die Hausklingen. Und wer öffnet mir hier ? Benedict. Er ist schon eine Weile hier und erklärt mir, er hätte sich hier für 12,00€ einquartieren können. Er ruft für mich die Besitzerin an, die noch einmal vorbeikommen und mich abkassieren will. Benedict will sich den Ort anschauen und anschließend etwas essen gehen. So verabreden wir uns für später in einem Restaurant und er verlässt das Haus.

Die sehr freundliche Besitzerin des Hauses kommt nach etwa einer Stunde, gibt mir Handtücher sowie Schlüssel und wir plaudern ein wenig, halt so, wie es mein Katalan mit Wörterbuch hergibt.
Ich treffe Benedict im verabredeten Lokal und wir essen gemeinsam zu Abend. Lecker Zwiebelsuppe und anschließend ein eigenartiges Ragout aus Geflügel, Schweinemagen und Kichererbsen. Dazu gibt’s Bier.
In der Nacht regnet es lange und ich befürchte einen unangenehmen folgenden Tag.
 
Blick zurück auf die schöne Altstadt von Vic


Wer die Jakobsmuschel richtig lesen kann, ist klar im Vorteil !

Leider ist der Camino nich durchgängig so
eindeutig ausgeschildert.


 
Blick auf den Ort Santa Eulàlia de Riuprimer
  
heute geht es zumeist schweißtreibend bergauf

 


... und bergauf ... und bergauf

... über Schotter und Sandwege, einsam und ruhig

 
Das Kloster Santa Maria in L'Estany
 

ein ganzes Ferienhaus für eine Nacht, die Cal Sabata

 



22.03.2011 L'Estany – Mojá – Navarcles

Ich entscheide mich heute keine weitere „Bergetappe“ zu wandern. Ich brauche etwas Ruhe. Daher gehe ich entlang der Straße über Mojá und weiter nach Calders, ein kleines verschlafenes Nest. Dort komme ich um 13:00 uhr an.

Ich bin froh, daß ich die Straßenvariante genommen habe, denn es sieht mehr und mehr nach Regen aus, tröpfelt sogar gelegentlich.
Von Calders gehe ich dann wieder auf dem markierten Camino bis nach Navarcles, wo ich für heute Schluss mache, denn die Blasen an den Hacken machen mir doch arg zu schaffen und ich bin froh im Hostal Muntané eine günstige Unterkunft (20,00€) zu finden. Der Ort selber gibt zwar nicht viel her, aber ich kann Pflaster kaufen und eine neue Lesebrille – meine ist unterwegs zerbrochen.
Heute ging es relativ flach und gemütlich durch Pinienwälder und vorbei an jungen Getreidefeldern. So konnte ich gut die 27,0 km heute bewältigen.
Nach einem Einkauf im Ort verzieh´ ich mich auf mein Zimmer, dusche, verarzte meine Füße und schlafe bis 20:30 Uhr. Anschließend trinke ich in der Bar vom Hostal ein Estrella und esse ein Entrepà mit Bacon und Käse.

Blick von der Bank vorm Rathaus auf die
Dorfkirche von Calders

 
Blick vorbei an alten Fassaden auf die Kirche
des Städtchens Mojà
Beeindruckende Landschaftsformen, abwechslungsreich und teilweise atemberaubend.


 
Einfach, sauber und absolut OK













  

die Füße haben etwas gelitten

















23.03.2011 Navarcles – Monistrol de Montserrat


Am Morgen bin ich ausgeruht und guter Dinge für den Tag. Allerdings habe ich am Abend im Restaurant
vom Hostal meinen Wanderstock vergessen und muss leider bis fast 08:30 Uhr warten, bis das erste Personal erscheint und mir den Wanderstock gibt.
Draußen scheint vorerst die Sonne. Keine Wolke zeigt sich am Himmel, aber es ist saukalt. In der Nacht hat es Frost gegeben und die Autofahrer müssen Scheiben freikratzen.

Kurz hinter Sant Benet de Bages verwirrt mich die Wegführung wieder einmal. Der offizielle
Wegweiser weist geradeaus, die gelb gepinselten Pfeile wollen mich jedoch über eine kleine Brücke nach links schicken. Ich entscheide mich für den offiziellen Weg, finde in der Folge weitere Hinweise und


erreiche schließlich einen Abzweig, wo ich die Wahl wischen Manresa (rechts) oder Castellgali (links) habe. Ich entscheide mich für den direkten Weg nach Montserrat über Castellgali.

Um 14:00 Uhr erreiche ich dann Castellgali und speise erst einmal ausgiebig in einem Restaurant. Es gibt Omlett mit Bohnen und Shrimps, Ente mit Chips und einen Obstsalat als Dessert. Lecker, ich hatte echt einen Mordshunger.

Hinter Castellgali verliere ich die Wegweiser us den Augen und irre orientierungslos umher, finde alle möglichen Wandermarkierungen, rot/weiß und blau/weiß, aber keiner führt mich zurück auf den Camino. So verfranse ich mich in einem Industriegebiet, steige auf einen Berg mit alter Burgruine, komme aber auch dort nicht weiter. Also wieder retour. Als ich einen Kreisverkehr erreiche, wende ich mich nach Sant Vincens de Castellet und treffe dort an einer Haltestelle einen Busfahrer, der mir erklärt, daß um 17:45 Uhr von dort ein Bus nach Monistrol fährt. Er selber macht gerade eine Pause und lädt mich in einer nahen Bar zu einem Kaffee ein. Bevor er geht, überreicht er mir noch eine Flasche Mineralwasser. Danke ! Ich muss wohl ziemlich erschöpft aussehen.

Die Busfahrt nach Monistrol de Montserrat dauert ca. 15 Minuten und ich steige am Fuße des Bergmassives aus um mich zu orientieren. Ein Passant weist mir den Weg zu einer Bar mit Hostal. Es hat geöffnet und heißt Hostal Guilleumes. Ich erhalte ein sehr hübsches Zimmer mit Blick auf das Bergmassiv, Dusche und TV für 25,00€.
 
Ich mache einen Rundgang durch den Ort, tätige den Einkauf für morgen und lege mich erschöpft und müde um 20:00 Uhr zu Bett. Im TV läuft Sportprogramm. Dieses Herumirren, weil ich keine brauchbare Wanderkarten habe ist wirklich Nerven aufreibend und ärgerlich – drückt mächtig auf meine Stimmung.







Die ehemalige Benediktinerabtei Sant Benet de Bages




 





Die beeindruckende Gebirgsformation von Montserrat


wer soll sich da noch zurecht finden
 


In meiner Verzweiflung, den Weg wieder zu finden steige ich auf diesen Berg --- was mich aber auch nicht weiterbringt

Bildunterschrift hinzufügen






 24.03.2011 Monistrol de Montserrat – Montserrat – Igualada
Entschädigung für einen ziemlich
misratenen Pilgertag, mein Hostal
in Monistrol - Empfehlenswert !

Gasse in Monistrol de Montserrat


malerische Gassen in Monistrol
Heute soll die Etappe ja nicht so lang werden, sodaß ich es locker angehe und frühstücke in der Hostal-Bar für 4,50€.
Bahnhof von Monistrol de Montserrat
Heute ist Kaiserwetter, noch ein wenig frisch, aber wolkenlos und sonnig. Eigentlich beste Voraussetzungen für einen tollen Tag.
Ich streife noch einmal durch die engen Gassen von Monistrol de Montserrat und begebe mich dann zum kleinen Bahnhof, wo ich mir für die Bargbahn zum Kloster Montserrat ein Ticket am Automaten ziehe. Die einfache Fahrt kostet 4,70€. Um 10:50 Uhr geht der Zug pünktlich ab in die Berge.
Das kloster Montserrat ist anscheinend das absolute touristische Highlight in Katalonien. Es wurde 1025 vom Abt Oliva gegründet und beherbergt eine wertvolle Reliquie, die schwarze Madonna.


1.200 Meter hoch erhebt sich der "Gesägte Berg" aus Sandstein im Hinterland
von Barcelona. In die Felden gebaut ist das  Benediktinerkloster Santa Maria de Montserrat

Kaum zu glauben, auf diesem
Bergmaßiv einen derartig
beeindruckenden Klosterkomplex
vorzufinden
Es ist zwar schön hier oben, der Ausblick ist atemberaubend, aber die Menschenmassen gehen mir auf die Nerven. Zur schwarzen Madonna selber komme ich leider nicht, das die Kirche bis nachmittags für „religiöse“ Zwecke genutzt wird und geschlossen ist für das allgemeine Puplikum.
Östlicher Gipfel des Montserrat
Ich könnte natürlich das Angebot annehmen, heute im Kloster zu nächtigen. Aber der Tag ist noch jung und ich will eigentlich fort von diesem Ort.
Also ist Montserrat recht schnell abgefrühstückt und ich ziehe weiter. Nach knapp 10 Minuten Wanderung bin ich wieder ganz alleine auf dem Weg, genieße die phantastischen Ausblicke und mache einfach nur langsam heute, gehe ohne festes Ziel und hoffe, daß ich heute abend eine Unterkunft finden werde.Es ist nachts immer noch a...-kalt. Nach Zelten steht mir nicht der Sinn.

Hier versammeln sich zahlreiche
Wallfahrer, um die "schwarze
Madonna zu sehen

Auf dem weiteren Weg verliere ich mal wieder die Orientierung, komme am späten Nachmittag dann aber doch in Sant Pau de la Guardia an, wo es nach meinen Informationen einen Gasthof mit Herberge geben soll. Leider finde ich alles verriegelt und verrammelt vor. So frage ich eine Dorfbewohnerin, ob eine Übernachtungsmöglichkeit besteht, erhalte aber nur die Antwort: „Manjana“, dann sei die Herberge geöffnet, also morgen. Das hilft mir heute wenig. Mist !


Blick vom Montserrat in die Ebene

Was soll man nun davon halten ? rechts oder links ?
Das linke Knie schmerzt heftig und ich habe keine Lust mehr weiter zu laufen.Aber hier ist echt der Hund begraben und ich ziehe weiter bis nach Castelloli. Dort finde ich eine Bar, aber keine Unterkunft. Weiter kann ich heute nicht mehr gehen, denn die Uhr zeigt schon nach 18:00 Uhr und ich bin fix und fertig. Also bestelle ich beim Wirt ein Taxi, das mich nach Igualada bringen soll, der nächsten größeren Stadt. Der Taxifahrer telefoniert und fährt mich zu einer „Pension“, wo ich gunstig übernachten könne. Mir ist das nur  recht und so lande ich in der Pension casa Ramon und erhalte dort ein Zimmer für 20,00€. Zimmer ist eigendlich übertrieben, denn es ist eher eine Zelle, 2 x 3 Meter, ohne Fenster und feucht und muffig. Das Wcist auf dem Flur. Da ich keine Lust habe etwas anderes zu suchen, nehme ich die Kammer und schmeisse meine Sachen in eine Ecke. Dann gehe ich etwas essen und haue mich um 22:30 Uhr hin.




25.03.2011 Igualada – Barcelona (mit der Bahn)

Ich werde früh wach und sehe zu, daß ich meine „Zelle“ so schnell als möglich verlasse. Ich lasse den Schlüssel stecken und verlasse das Haus um 07:00 Uhr. Igualada hat einen Bahnhof, den ich zielstrebig ansteuere. Mein Entschluss steht fest: Ich werde meinen diesjährigen Camino hier abbrechen, obwohl ich geplant hatte bis nach Huesca zu pilgern. Aber die Erlebnisse der letzten Tage, das ständige Verlaufen, die ewige Suche nach Unterkünften, die dann doch nicht geöffnet haben oderr gar nicht vorhanden sind, die magere Infrastruktur, all dies hat an meiner Motivation weiterzugehen genagt.
Mit Schrecken stelle ich fest, daß ich in der Pension meinen Treckingstock vergessen haben, aber zurückgehen kommt nicht in Frage, null Bock ! Meine Stimmung ist am Ende und ich weiß nicht, was ich machen soll. Es ist alles nicht so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe. Vielleicht ist es zu früh im Jahr, das mit dem Zelten hat ja leider nicht so geklappt. Ich habe viel zu viel Geld ausgegeben für Bus- und Taxifahrten, sowie die Unterkünfte. Zudem habe ich mich mindestens 1 x täglich heftigst verlaufen und bin nun mental am Boden.
Also entschließe ich mich, mir noch ein Paar schöne Tage in Barcelona zu machen und steige um 08:00 Uhr in den Zug dorthin. Draußen sind es heute morgen 8° C, es ist bedeckt und trübe – ganz so, wie meine Stimmung.
In Barcelona mache ich mich dann wieder direkt auf die Suche nach einer Unterkunft. Die billigen Hostals sind entweder geschlossen oder ausgebucht. Über die Tourist-Info bekomme ich ein Hotel vermittelt und buche direkt zwei Übernachtungen. Kurz darauf checke ich im Hotel Roma Reial ein, kann das Zimmer aber erst ab 14:00 Uhr beziehen. Also lasse ich mein Gepäck dort, ziehe meine Wanderstiefel aus und mache mich in Flip-Flops auf den Weg, die Stadt zu erkunden.
Nun sitze ich hier am Jachthafen in einem Café und habe noch keine Ahnung, wie es die Tage weitergehen soll. Ich suche ein Internetcafé auf und finde einen günstigen Rückflug von Girona nach Bremen am 28.03.2011. Ich buche also meine Rückflug um und reserviere gleichzeitig noch eine Übernachtung am 27.03.2011 in einem Hotel am Flughafen. Noch schnell eine Mail an meine Lebensgefährtin und ich kann, denke ich, nun die restliche Zeit genießen.
Ich schaue mir einige Sehenswürdigkeiten Barcelonas an, sitze in Straßen-Cafés und am Strand – hänge einfach nur ab und verspühre keine Druck mehr.

26.03.2011 Barcelona

Perfekt, jetzt kann ich meinem müden, geschundenen Körper endlich etwas Ruhe gönnen. Ich schlendere auch heute wieder durch die Stadt, ohne mir jedoch Museen und allzuviele Sehenswürdigkeiten anzusehen. Das will ich mit meiner Lebensgefährtin zu einem späteren Zeitpunkt machen, denn diese Stadt steht noch auf unserem Städtereisen-Wunschzettel.
Ich bin entspannt und recht zufrieden, auch wenn es alleine hier etwas öde ist, aber das Abhängen am Strand und in den Straßen bekommt mir bestens.

27.03.2011 Barcelona – Girona Airport

Vormittags mache ich mich auf den Weg zum Busbahnhof, von dem die Busse zum Flughafen Girona abfahren und erreiche Girona Airpot am frühen Nachmittag. Das Hotel ist schlicht und sauber. Alles OK soweit. Hier am Flughafen bietet sich allerdings nicht viel Abwechslung, sodaß ich die meiste Zeit im Hotel verbringe, lese und Fernseh schaue.

28.03.2011 Girona Airport – Bremen

Der Flieger hebt pünktlich am Morgen ab und ich erreiche Bremen um die Mittagszeit.
Tja, das war mein Camino de Girona bzw. Cami de Sant Jaume. Einerseits bin ich enttäuscht, habe aber auch Lehren aus dieser etwas misglückten Tour gezogen. So werde ich mich im nächsten Jahr etwas intensiever vorbereiten und darauf achten zumindest gutes Kartenmaterial zu haben.
Welchen Camino ich 2012 bepilger weiß ich heute noch nicht. Auf alle Fälle werde ich nicht vor dem Monat Mai starten, um die Möglichkeit zu haben, mein Zelt zu nutzen. In diesem Jahr war das ja nicht möglich, das es im März doch noch zu kalt war.

ENDE




Die nächsten Tage werde ich mich nun daran setzen, mein Pilgertagebuch zum Besten zu geben.
          Fürs Erste gibt´s allerdings erst einmal nach und nach einige Fotos zum Appetit machen.